Liebe Gemeinde
Seht euch die Raben an! Sie säen nichts und ernten nichts, sie haben keine Vorratskammern; aber Gott versorgt sie doch. Das sagt Jesus und fährt fort: Seht euch an, wie die Lilien blühen! Sie können weder spinnen noch weben. Ich sage euch, selbst König Salomo war nicht so prächtig gekleidet wie eine dieser Blumen (Lukasevangelium 12). Ein weises Wort, es erinnert mich an die Worte eines Professors, der sagte: Geld ist es nicht.
Er macht ein Spiel mit den Studenten. Was denken Sie, fragt er, sind die wichtigsten Güter der Neuzeit? Als er in ratlose Gesichter sieht, sagt er: Geld ist es nicht. Geld ist wichtig. Aber es gibt Wichtigeres. Als sich immer noch keiner regt, sagt er: Die wichtigsten Güter sind drei andere Dinge, nämlich: Stille, Platz und Zeit.
Damit hatte keiner gerechnet. Man sieht es den Gesichtern an. Es geht ja immer viel um Besitz im Leben. Da wundert es, wenn einer sagt: Geld ist wichtig, aber noch wichtiger sind: Stille, Platz, Zeit.
Mit Zeit habe ist das kein Problem. Man kann sie einteilen und Pausen machen. Bei den anderen Dingen muss ich sagen: Ja, es stimmt. Stille und Platz gibt es wenig. Wo man hingeht, sind schon welche da. Wann immer man mit Bus oder Bahn unterwegs ist, fahren viele andere mit und sind selten leise; dafür telefonieren sie, sprechen laut oder machen Lärm. Ich merke, wie ich oft wünsche: Seid einfach mal still. Schaut den Vögeln zu oder staunt über die Blumen. Lasst einfach mal die Welt mit euch in Ruhe.
Dann kommt man zu was, finde ich. Nämlich zu sich. Stille, Platz und Zeit zeigen mir, wer ich bin. Ich bin nicht so kraftvoll, wie ich oft tue; aber viel stärker, als ich manchmal ahne. Und ich bin mehr als nur ich. Ich werde auch gehalten. Gott sei Dank!
Es grüsst Sie sehr herzlich
Ihr Pfarrer Christian Herbst