Liebe Gemeinde

„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“, sagt der Mann, der Jesus bittet, seinen Sohn zu heilen (Markusevangelium 9,14-29). Sein Wort ist die Losung für das Jahr 2020.

Zunächst kommt man nicht ganz draus: Wieso soll dem Unglauben geholfen werden? Sicher, liest man die Begebenheit im Ganzen, weiss man, dass der Mann gern fester glauben will. Mir wurde die ganze Tragweite seiner Worte erst deutlich, als ich diesen Bibeltext aus der griechischen Urfassung übersetzen musste. Wörtlich steht da: Ich glaube, komm mir im Zweifel zu Hilfe!

Ein mutiger Ruf! Schiesst es mir durch den Kopf. Denn wer gesteht gern, voller Zweifel zu stecken? Und wer gibt gern zu, sich nach Glauben zu sehnen?

Es ist ein ehrlicher Ruf und damit eine gute Losung für das neue Jahr. Denn am Anfang eines neuen Jahres stehen gern neue Vorsätze. Nur wie ernst sind sie gemeint? Wie schnell sind sie vergessen?

Mit dem Wunsch nach Hilfe zum Glauben in ein neues Jahr zu gehen, ist ein guter Start. Sich innerlich dem Heiland zuwenden, ihn im Gebet um Glaubensstärke bitten und so sich den Dingen stellen, die das Jahr für einen bereithält. Sich so auch der eigenen Skepsis stellen, die einen beseelt angesichts der Schwierigkeiten, die in diesem Jahr auf einen zukommen werden. Und durch die Offenheit für Gottes Gegenwart in allem, was kommt, erleben dürfen, dass es zu bestehen ist. Oft gehen einem die Augen erst im Nachhinein dafür auf, dass da in einigen Situationen mehr geschehen ist, als nur eine erklärbare Abfolge von Reaktionen. Dass Gott aufhalf, wo die eigenen Zweifel zu stark und der eigene Glaube zu schwankend war.

Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Mit diesem Wort im Herzen können wir gut und motiviert ins neue Jahr gehen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und Gottes Segen für das Jahr 2020!

Ihr Pfarrer Christian Herbst