Liebe Gemeinde
Liebe darf nicht aus leeren Worten bestehen, schreibt der Jünger Johannes in seinem ersten Brief (3,18), es muss wirkliche Liebe sein, die sich in Taten zeigt. Damit mahnt er an, dass es nicht gerade überzeugend ist, viel vom Glauben zu reden, wenn es nur bei den Worten bleibt. Denn unser Glaube ist lebendig oder er ist gar nicht. Da ist Johannes ziemlich schroff. Müssen wir uns Sorgen machen in Bezug auf unseren Glauben?
Nun, ich verstehe Johannes nicht so, dass wir Heroen des Glaubens sein müssen. Glaube ist Leben. Und das Leben ist alltäglich, ist eher unspektakulär und nur sehr selten heroisch. Darum sind es die kleinen Dinge, wo sich zeigt, ob die Liebe, die ein Wesenszug unseres Glaubens ist, lebt oder nicht.
Im diesjährigen Konfirmandenlager gab es am letzten Abend Zoff zwischen einigen Jungs und Mädchen. Worum es ging, versuchten mir beide Seiten sehr empört sehr laut zu erklären. Ich stand zwischen beiden Lagern und den Erwartungen, die sie an mich hatten, und sagte erst den einen und dann den anderen: Lasst die doch, nehmt sie nicht so ernst! Und was ich nicht erwartet hatte geschah, die Lage entspannte sich und wir hatten es wieder gut miteinander. «Als Pfarrer muss man aber ganz schön Geduld haben.» sagte einer der Jungs im Anschluss zu mir. «Ja, das ist nicht verkehrt.», meinte ich dazu.
Wo ich die Worte des Johannes gelesen habe, fiel mir diese Situation wieder ein. Ich glaube, Liebe leben ist viel alltäglicher und einfacher als wir es manchmal vermuten.
Es grüsst Sie herzlich Ihr Pfarrer Christian Herbst