Liebe Gemeinde
Der Juni beginnt mit dem Pfingstmontag, einem Feiertag. Darum ist es für viele auch ein freier Tag. Wie werden Sie ihn verbringen? Der Anlass für diesen Feiertag ist ja die Erinnerung an Gottes Geist, der unsichtbar aber doch spürbar im Menschen wirksam ist.
Nur, wie gehenkt man richtig des Heiligen Geistes? Da fällt einem nicht sofort etwas ein. Der TV-Moderator Peter Hahne meint dazu: „Stille ist die Arbeitszeit des Heiligen Geistes.“ Mir gefällt dieser Ausspruch. Denn er zeigt auf, wie Gottes Wirken im Menschen vor sich geht. Nicht bunt und werbewirksam, sondern unscheinbar und in der Stille. Und gerade darum nachhaltiger. Weil das, was sich in Ruhe ereignet, das wirkt tiefer als das, was laut und schrill daherkommen muss, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Ich erinnere mich an meine Kinderzeit, an meine Studienzeit und auch an Gespräche jetzt. Die leisen Worte und die stillen Gesten habe ich noch immer präsent. Sie haben sich in mir tief eingeprägt.
Das scheint eine markante Wirkweise Gottes zu sein. Martin Buber berichtet in seinen „Erzählungen der Chassidim“ von Rabbi Ahron von Karlin, der im 18. Jahrhundert in Litauen wirkte (Literaturhinweis s.. Zu Rabbi Ahron wurde ein Junge gebracht, dem beim Lernen die nötige Ausdauer fehlte. Und alle Versuche ihn zu trainieren, schlugen bisher fehl. Rabbi Ahron bat den Vater, dass man den Jungen eine Weile bei ihm lassen möge. Als der Rabbi mit dem Knaben allein war, legte er sich nieder und bettete den Jungen an sein Herz. Schweigend hielt er ihn so, bis der Vater kam. „Ich habe ihm ins Gewissen geredet“, sagte Rabbi Ahron dem Vater, „hinfort wird es ihm an Ausdauer nicht fehlen.“ Und so war es auch.
So wirkt Gott in uns. Stille ist die Arbeitszeit des Heiligen Geistes. Vielleicht ist es am Pfingstmontag darum nicht verkehrt, den Tag durch einen ausreichenden Moment der Stille zu begehen. Doch es muss nicht unbedingt der Pfingstmontag abgewartet werden, um zur Stille zu kommen. Das geht an jedem Tag.

Ihr Pfarrer Christian Herbst

1Martin Buber, „Die Erzählungen der Chassidim“, Manesse Verlag 1949, S. 327