Liebe Gemeinde
Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen. Das schreibt Paulus in seinem 2. Brief an die Korinther 5,17. Es ist ein Wort der Hoffnung, die uns Christen beseelt und die uns stark macht durch die Kraft, die von unserer Hoffnung ausgeht.
Aber das klingt alles sehr abstrakt. Was ich mit den Worten eben meine, bringt am besten die Geschichte der Krankenschwester aus Ostpreussen auf den Punkt. Sie ist aufgewachsen in der Hafenstadt Danzig. Aber durch den Krieg wurde ihre Familie ausgebombt. Als dann die Rote Armee anrückte, floh sie über die zugefrorene Ostsee. Mitnehmen konnte sie nur wenig Habseligkeiten und ihren Schatz natürlich, das Medaillon aus Silber, das ihr der Vater zur Konfirmation geschenkt hatte. Das hat sie seitdem immer an einer Kette um den Hals getragen. Während der Ausbildung in den zwanziger Jahren und dann auch bei den Lazaretteinsätzen als Krankenschwester. Vieles hat sie im Krieg verloren. Das Medaillon nicht. Auch nicht während der Flucht und als sie selbst im Spital lag und ihr Leben an einem seidenen Faden hing.
Kaum jemandem erzählte sie, was sich hinter dem zarten Silberdeckel verbarg. Nämlich ein winziges Kruzifix aus Elfenbein. Vor ihrem Tod erzählte sie, dass sie sich in Stunden voller Angst und Verzweiflung im wahrsten Sinne des Wortes an ihren Herrn geklammert habe. Genauso wie das Kreuz eingebettet lag in weinrotem Samt, vom Medaillon umschlossen, fühlte sie sich in ihrem Glauben bei ihrem Heiland sicher. «Unaufhörlich hat er aus meiner geschundenen und kaputten Persönlichkeit ei-nen neuen Menschen gemacht.» Das waren ihre Worte. Sie machen mir deutlich, dass durch Christus Neues beginnt in einem Menschen – immer wieder. Gott schenkt uns das. Auch die Stärke es zu meistern.
Es grüsst Sie und wünscht Ihnen viel Kraft
Ihr Pfarrer Christian Herbst