Liebe Gemeinde

«Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.» So heisst es im Psalm 90,12. Wenn wir am Ende dieses Monats in Uttwil zum Gottesdienst am Ewigkeitssonntag versammeln, gedenken wir unserer Verstorbenen und auch unserer eigenen Endlichkeit. Wir tun es unter dem Trost des Satzes aus dem Psalm 90. Denn die Erkenntnis des Psalmbeters ist tröstlich. Sie leugnet die Realität unserer Endlichkeit nicht. Aber sie leugnet auch nicht die Realität unserer Ewigkeit. Das Wort richtet sich an Gott, in dessen Händen unsere Zeit wie auch unsere Ewigkeit ruht. Das Psalmwort weiss, dass ein Mensch immer in Gott bewahrt ist, im Leben wie im Tod, in der Zeit wie in der Ewigkeit.

Dietrich Bonhoeffer schrieb 1943 seinem Freund Eberhard Bethge darüber Worte, die ich Ihnen gern mitgeben möchte, weil sie wunderschön auf den Punkt bringen, worauf wir hoffen dürfen: Ich glaube, wir sollen Gott in unserem Leben und in dem, was er uns an Gutem gibt, so lieben und solches Vertrauen zu ihm fassen, dass wir, wenn die Zeit kommt und da ist – aber wirklich erst dann! – auch mit Liebe, Vertrauen und Freude zu ihm gehen. (…) Gott wird es dem, der ihn in seinem irdischen Glück findet und ihm dankt, schon nicht an Stunden fehlen lassen, in denen er daran erinnert wird, dass alles Irdische nur etwas Vorläufiges ist und dass es gut ist, sein Herz an die Ewigkeit zu gewöhnen (…). Es ist Übermut, alles auf einmal haben zu wollen, das Glück der Ehe und das Kreuz und das himmlische Jerusalem, in dem nicht Mann und Frau ist.

Es grüsst Sie sehr herzlich

Ihr Pfarrer Christian Herbst