Liebe Gemeinde

Not lehrt beten, sagt man. Das stimmt! Es ist doch so, dass man gerade in der Zeit, wo man Halt braucht, weil das eigene Umfeld ins Wanken gerät, nach Gott sucht, auch und gerade in Richtung Himmel. Ich sehe mir die Bronzeplastik an, die Noah darstellt, als er am Ende der grossen Flut eine Taube aussendet, um so zu erkunden, ob es wieder Lebensraum für Mensch und Tier gibt. Mir wird an dieser Plastik erst deutlich, wovon genau das 1.Mosebuch erzählt mit seinem Bericht über Noah und die grosse Flut. Die Taube ist in der kirchlichen Kunst das Symbol für den Geist Gottes. Noah wirft sein Hoffen auf Leben in den Himmel mit beiden Händen voller Gottvertrauen!

Not lehrt beten, sagt man. Aber auch die Freude! Wohin sollen sonst die Gefühle, die wie ein Feuerwerk aus einem sprühen, wenn nicht auch in Richtung Himmel? Wieder sehe ich mir die Noahplastik an. Sein Gesicht ist nicht verzagt, als er seine Suche nach Halt dem Himmel anvertraut. Im Gegenteil, sein Gesicht ist interessiert, die Augen weit offen für alles, was kommt und was ihn umgibt – und was ihn erwartet. Es ist ein Ausdruck ruhiger Freude, der Noahs Gesicht beseelt.

Ob es die Not ist oder die stille wie die helle Freude, die einen beten lässt. Beten ist immer ein Schritt im Weitergehen, ist ein Ausschauen Richtung Himmel. Man schaut raus aus der eigenen Situation und bekommt den Blick frei für den Rahmen, der sie umgibt. Wer betet schaut aus nach Gott und findet nicht nur ihn, sondern darin auch Kraft, Hoffnung und Dankbarkeit und kann vielleicht mit König Davids Worten feststellen (Psalm 103,2-4): Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.

Es grüsst sie sehr herzlich Ihr Pfarrer Christian Herbst