Liebe Gemeinde
„Aller Augen warten auf dich und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ Das dichtet König David im 145. Psalm. Ein Bibelwort, das gern zum Erntedank in den Gottesdiensten gelesen wird. Wir sind gut versorgt in unserem Land. Darum haben wir Grund zum Danken. Wir sind bis jetzt in unserem Kanton auch gut durch die Corona-Krise gekommen. Noch ein Grund zum Danken. Ob das so bleiben wird, wer weiss das schon?
Momentan findet unser Leben immer mit einem Fragezeichen statt. Man plant Anlässe und legt Termine fest. Aber ob das dann auch so kommt wie geplant, ob die Infektionssituation das zulässt, weiss man nicht. Und auch im alltäglichen Erleben von Einkauf bis Wartezimmer ist oft der beunruhigende Gedanke im Hinterkopf: Ist das sicher? Oder stehe ich in der Gefahr einer Infektion?
Du gibst zur rechten Zeit. Kann man dem Satz aus Davids Gebet heute so ohne Weiteres zustimmen? Krisen kommen nie zur rechten Zeit. Aber jetzt ist eine da. Man kann darüber klagen, dass es nicht mehr so ist, wie gewohnt. Das verstehe ich. Ich will da aber nicht bei stehenbleiben, weil das nichts weiterbringt. Ich frage mich lieber: Was können wir daraus positiv machen?
Regional kaufen war nicht nur im Lockdown richtig. Das ist ein Gedanke, der mir dazu durch den Kopf geht. Und noch ein Gedanke drängt sich mir auf, der mehr mit Lebenshunger zu tun hat, dem Wunsch nach viel Freizeit und bunten Angeboten. Regionaler leben, nicht um die halbe Welt jetten und weniger rastlos im Ausgangsverhalten sein, macht mehr Appetit auf das Leben, weil man es intensiver geniest.
David dichtet ein Glaubenslied, das davon singt, wer auf den Herrn schaut, wird das Nötige zur rechten Zeit erhalten. Falten wir über diesen Worten die Hände, schauen auf den Herrn und verpassen nicht die rechte Zeit.
Es grüsst sie sehr herzlich Ihr Pfarrer Christian Herbst