Liebe Gemeinde
«Lasst euch als lebendige Steine zu einem Haus aufbauen, das Gott gehört. Darin sollt ihr als seine Priester dienen, die ihm als Opfer ihr Leben zur Verfügung stellen.». Das schreibt Petrus (1. Petrusbrief 2,5) und gibt damit sein Ideal von christlicher Gemeinde wieder.
Dann schauen wir doch vom Petruswort einmal prüfend auf uns. Und dabei muss uns die Formulierung vom Leben als Opfer nicht erschrecken. Das ist Tempelsprache und will sagen: Lebt was ihr glaubt und schwätzt nicht nur fromm daher!
Doch schauen wir auf uns: Wie stehen wir da, angesichts des Petruswortes?
Was ich mit dieser Frage nicht provozieren will ist ein hemmungsloses Einschlagen auf sich selbst. Wie oft man wusste: Eigentlich müsste ich …. Und wie oft einem das Gewissen klopfte, weil man es einfach nicht fertigbrachte, über den eigenen Schatten zu springen. Wie oft man nicht mit-, sondern übereinander geredet hat und wie oft sich das an der Grenze zum «Maulzerreissen» bewegte.
Das will ich nicht, ein selbstzerstörerisches Auf-sich-Einschlagen. Das bringt nichts, nur Selbstzerstörung. Was ist damit gewonnen? Und wieso schaut man nicht auch auf all die Dinge, die sehr gut gewesen sind? Wir haben zu schnell den fatalen Hang zum Negativen.
Petrus ermutig mit seinen Worten in seinem Brief zu authentischem Christsein. Seine oben zitierten Worte möchte ich so auslegen: Als Christen seid ihr ein lebendiges Kirchengebäude. Sicher hat jeder Stein auch seine Schrammen und dunklen Stellen. Aber dennoch seid ihr Christen ein lebendiges Kirchengebäude. Wie schön das Christsein ist, wie befreiend zum Menschsein und wie wichtig zum Leben, verheimlicht das nicht, sondern lebt es. Fehlerfrei leben kann keiner. Lasst euch dadurch aber nicht entmutigen, als Christen zu leben.
So verstehe ich die Worte des Petrus und fühle mich angesichts dieser Worte gut und motiviert, an meinem lebendigen Stein-Sein zu arbeiten.
Es grüsst Sie sehr herzlich Ihr Pfarrer Christian Herbst