Geistliches Wort zum Sonntag, den 05. April 2020
Matthäusevangelium 21,1-11
Jesus war mit seinen Jüngern inzwischen in die Nähe von Jerusalem gekommen. Kurz bevor sie Betfage am Ölberg erreichten, schickte Jesus zwei Jünger mit dem Auftrag voraus: »Geht in das Dorf da vorne! Gleich am Ortseingang werdet ihr eine Eselin mit ihrem Fohlen finden, die dort angebunden sind. Bindet sie los und bringt sie zu mir. Sollte euch jemand fragen, was ihr da tut, dann antwortet: ›Der Herr braucht sie.‹ Man wird sie euch dann ohne Weiteres mitgeben.«
Damit sollte sich erfüllen, was Gott durch seinen Propheten angekündigt hatte: »Sagt den Menschen auf dem Berg Zion: ›Euer König kommt zu euch. Und doch kommt er nicht stolz daher, sondern reitet auf einem Esel, ja, auf dem Fohlen einer Eselin.‹«
Die beiden Jünger gingen los und führten aus, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Tiere zu ihm, legten ihre Mäntel über sie, und Jesus setzte sich darauf. Viele Leute breiteten ihre Kleider als Teppich vor ihm aus, andere rissen Zweige von den Bäumen und legten sie auf den Weg. Vor und hinter ihm drängten sich die Menschen und riefen: »Gelobt sei der Sohn Davids, ja, gepriesen sei, der im Auftrag des Herrn kommt! Gelobt sei Gott hoch im Himmel!«
Als er so in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in helle Aufregung. »Wer ist dieser Mann?«, fragten die Leute. »Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa«, riefen die Menschen, die ihn begleiteten.
Predigt
In Gottes Namen. Amen.
Heute ist Palmsonntag. Das war bis ins Jahr 1989 in unseren Dörfern der Konfirmationssonntag. Palmsonntag verbindet sich für viele Dozwiler, Uttwiler und Kesswiler mit der Erinnerung an die eigene Konfirmation.
Bekennen, dass man Christ ist, das ist Konfirmation. Sich bekennen, selbst wenn man als Teenager gar nicht alles erkennen kann, was das Christsein ausmacht. Und das soll jetzt nicht die Jugendlichen herabsetzen!
Uns Erwachsenen geht es doch mitunter ähnlich. Ja, wir bekennen uns mit Fug und Recht als Christen. Und wir sind es auch. Doch wie ein Nachschlagewerk detailliert über alle Facetten des christlichen Glaubens Auskunft geben, das traut sich wohl kaum einer zu. Und das muss man auch nicht als Christ.
Wäre das die Voraussetzung zur Konfirmation, wäre unsere Gemeindekartei leer und unsere Kirchen wären es auch. Sich als Christ zu bekennen verlangt nicht, alles zu kennen. Sich als Christ zu bekennen, eröffnet etwas anderes, eine Erwartungshaltung.
Und das meint jetzt nicht die Geschenke, die man zur Konfirmation erwartet, weil sie nun mal dazugehören. Gemeint ist nicht eine Erwartungshaltung in Bezug auf das, was vordergründig im Blickfeld ist, weil es wichtig ist: die Familie, die Ausbildung, der Beruf oder die Wohnung. Die Erwartungshaltung, die Christen haben dürfen, bezieht sich vielmehr auf das Hintergründige. Auf das, was mich mehr bestimmt, als ich oft ahne. Zum Beispiel wie ich lebe und wie ich umgehe mit dem, was in meinem Leben im Vordergrund des Alltags steht.
Es gibt vieles, das uns als Person formt, was wir nicht immer präsent haben, weil es in uns eher hintergründig prägend ist. Gott ist da eine gewichtige Grösse, was unsere Formgebung als Mensch betrifft. Und diese Erwartung dürfen wir Christen haben, dass Gott da ist in unserem Leben, dass er immer mal wieder Einzug hält in mir und mich bestimmt wo ich verzagt bin oder gefordert. Dass Gott Einzug hält und sich bemerkbar macht in meinem Lebenshorizont, das darf ich als Christ erwarten. Auch wenn das eventuell auf irritierende Weise geschieht, so wie damals bei Jesus, als der in Jerusalem einzog.
Ein Esel als Reittier erwartete man nicht, auch nicht Kleider auf dem Weg oder abgerissene Zweige. Das wirkte eher etwas zu schlicht und zu improvisiert. Ein Ross, der sprichwörtliche rote Teppich und Blumen hätten wirkungsvoller Eindruck gemacht.
Der Einzug Jesu in Jerusalem wirkt auf mich wie ein Gleichnis für Gottes Tun im Menschen. Nicht pompös ist das, sondern schlicht und alltäglich, aber wirksam. Weil da im Blick auf die Situation in unserem Land angesichts der Anzahl von Infektionen und der daran Verstorbenen, weil angesichts der Sorge um nahe Menschen und angesichts der Unsicherheit von Gewerbetreibenden und von Angestellten Hoffnung aufkeimt. Das höre ich in den Gesprächen, die ich jetzt sehr viel per Telefon führe. Selbst wenn zum jetzigen Zeitpunkt der Ausgang der besonderen Lage für einen persönlich wie für unser Land und auch für die Welt noch ungewiss ist, keimt da Hoffnung.
Der Ursprung dieser Hoffnung ist einem oft selbst nicht so bewusst: Das Wissen, dass wir vieles nicht in den eigenen Händen haben. Wo es in unseren Händen ist, tun wir, was wir können, und wissen uns bei dem, was darüber hinaus geht, geleitet und gehalten von Gott. Denn unser Dasein ist nie nur das, was in unseren Händen liegt. Es ist immer auch Teil eines grösseren Ganzen, das wir nicht immer voll erkennen. Auch als Christen nicht. Dem dürfen wir uns aber vollkommen anvertrauen als Christen. Weil wir wissen, alles, unser Tun und das, was es umgibt, ruht in Gottes Händen. Und da ist es in den besten Händen.
Das zu wissen macht Hoffnung. Das nicht für sich zu behalten, sondern zu bekennen, richtet auf in der derzeitigen Situation – einen selbst und die Menschen um uns. Es stärkt einen, mit der Situation jetzt umzugehen und nicht in ihr unterzugehen. Einfach weil man Christ ist und weiss, dass Gott einen immer wieder erreicht und zu einem kommt durch eine Begegnung mit seinem Wort oder mit einem guten Menschen, oder durch das Empfinden, dass unsere Wirklichkeit mehr ist als das, was in den Nachrichten gesendet wird. Oder Gott zieht auf noch andere Weise in meinem Herzen ein. Und man darf spüren, wie schön es sich anfühlt wenn Gott einen erreicht, und kann innerlich mit in den Ruf der Leute von damals einstimmen: Gepriesen sei, der im Auftrag des Herrn kommt! Gelobt sei Gott im Himmel.
Und die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns in alldem. Amen.
Gebet
Barmherziger Gott,
deine Zeit geht durch unsere Hände
und deine Liebe geht durch unsere Herzen.
Das wollen wir uns immer wieder vor Augen halten,
wenn wir unsere Situation mit unserem Beten vor dir ausbreiten.
Wir beten und teilen den Schock der Länder,
die von dem Coronavirus so schwer getroffen werden.
Wir beten und teilen den Schmerz der Menschen,
die darunter leiden und um liebe Menschen trauern.
Wir beten und unsere Gedanken sind bei den Menschen
Spaniens, Italiens, Jemens, der USA, der Länder Afrikas und anderer Staaten.
Wir beten und teilen den Schmerz der vom Virus Betroffenen in unserem Land.
Barmherziger Gott,
deine Zeit geht durch unsere Hände
und deine Liebe geht durch unsere Herzen.
Das wollen wir uns immer wieder vor Augen halten,
dass du uns in dieser Situation erreichst.
Das stärkt einen, den Kopf nicht zu verlieren, sondern ihn oben zu behalten.
Wir sind in unseren Dörfern gut versorgt mit allem,
was wir zum täglichen Leben brauchen.
Wir sind gut betreut durch das medizinische Personal.
Wir sind gut regiert.
Alle öffentlichen Stellen tun ihr Möglichstes in dieser Situation.
Wir wollen es auch tun, Gott,
und die Hoffnung in uns stärken,
weil wir wissen: Du erreichst uns in dieser Situation.
Das ermöglicht uns Wege in dieser Situation und auch über sie hinaus.
Amen.