Geistliches Wort zum Sonntag, den 26. April 2020
1.Petrusbrief 1,3-9
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem grenzenlosen Erbarmen hat er uns neues Leben geschenkt. Weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, haben wir die Hoffnung auf ein neues, ewiges Leben. Es ist die Hoffnung auf ein ewiges, von keiner Sünde beschmutztes und unzerstörbares Erbe, das Gott im Himmel für euch bereithält. Bis dahin wird euch Gott durch seine Kraft bewahren, weil ihr ihm vertraut. Aber dann, am Ende der Zeit, werdet ihr selbst sehen, wie herrlich das unvergängliche Leben ist, das Gott schon jetzt für euch bereithält.
Darüber freut ihr euch von ganzem Herzen, auch wenn ihr jetzt noch für eine kurze Zeit auf manche Proben gestellt werdet und viel erleiden müsst. So wird sich euer Glaube bewähren und sich als wertvoller und beständiger erweisen als pures Gold, das im Feuer vollkommen gereinigt wurde. Lob, Ruhm und Ehre werdet ihr dann an dem Tag empfangen, an dem Christus für alle sichtbar kommt. Ihr habt ihn nie gesehen und liebt ihn doch. Ihr glaubt an ihn, obwohl ihr ihn auch jetzt nicht sehen könnt, und eure Freude ist grenzenlos, denn ihr kennt das Ziel eures Glaubens: die Rettung für alle Ewigkeit.
Predigt
In Gottes Namen. Amen.
Hatten Sie das auch? Dieses leichte Unwohlsein? Wenn man als Kind in einer Kirche oder einer Gemäldegalerie eine Darstellung der Apostel Jesu sah. Weil die Eltern einen mitgezogen haben in den Ferien, damit man das mal sieht. Und dann stand man da und sah auf die Heiligen. Petrus oder Johannes. Und es beschlich einen dieses leichte Unwohlsein, weil die immer so ernst dreinschauen. Waren die wirklich immer so tiefernst, die Jünger Jesu, die Gründerväter der Christenheit?
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man in seinem ersten Brief liest, gewinnt man einen direkten Eindruck von Petrus. Und da klingt der Apostel so entspannt. Petrus schreibt fröhlich und gelassen: Weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, haben wir die Hoffnung auf ein neues, ewiges Leben.
Gut, kritische Geister mögen die Worte als billigen Jenseitstrost abtun, mit dem versucht wird, die Leute zu beruhigen und sie abzuhalten von der Beschäftigung mit wichtigen Lebensfragen.
Solche Zeiten hat es gegeben, wo das genau so war, wo Thron und Altar, weltliche Macht und geistliche Welt eng miteinander verfilzt waren. So eng, dass die Kirche an dem vorbeiging, was sie eigentlich hätte tun müssen. Nämlich bei den Menschen sein in Gottes Namen, mit seinem Wort und seinem Segen.
Aber Petrus ist genau das mit seinem Brief. Er ist in Gottes Namen bei den Menschen. Heute, wo wir in seinem Brief lesen, spricht er uns mit seinem Schreiben an. Und die Kritik vergangener Zeiten, dass man damit billigen Jenseitstrost verbreitet, wird zum einen Petrus nicht gerecht, und sie geht zum anderen an der Realität des Christseins vorbei.
Denn Christsein ist nicht ein Wegsehen oder ein Vorbeisehen an den Dingen des Daseins. Christsein ist vielmehr ein Weitersehen. Christen sehen die Dinge des Lebens in einem anderen Licht. Einfach deshalb, weil man weiter schaut als nur auf das, was ist, indem man auf das blickt, was kommt. Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seinem grenzenlosen Erbarmen hat er uns neues Leben geschenkt. Weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, haben wir die Hoffnung auf ein neues, ewiges Leben.
Das Stichwort «ewiges Leben» stellt uns Christen neu ins Leben. Weil es unsere Blickrichtung verändert. Wir schauen quasi vom anderen Ende her auf die Dinge des Lebens.
Und was ist das Ergebnis? Ein Befreiungsschlag. Weil man Mut zum Bruchstückhaften bekommt. Es muss sich für mich im Leben nicht alles jetzt und gleich verwirklichen. Und es muss auch nicht alles vollständig und von bester Qualität sein. Es dürfen sich manche Dinge erst später vollenden.
Davon schreibt Petrus mit einer Lebensfröhlichkeit, von der wir uns anstecken lassen dürfen. Sein Wort ist grad das richtige Wort für uns jetzt. Denn es stellt die Frage nach den Wichtigkeiten.
Sicher nervt einen die Situation der Schutzmassnahmen. Je länger sie andauert, je mehr. Und es geht zu vielen Menschen an die Existenz. Aber auf der anderen Seite: Was fängt man an mit der Zeit, die man auf einmal hat, weil das Arbeitsleben wie das öffentliche Leben stark eingeschränkt sind und damit viele Betätigungs- und Abwechslungsmöglichkeiten ausfallen?
Was fängt man mit der Zeit an? Was habe ich mit der Zeit angefangen, wo die Abwechslung fehlte? Ich habe das, was los war, viel tiefer erlebt: Das Gespräch, das ich mit dem gebotenen Sicherheitsabstand führte oder die Ruhe, die da war. Das Buch, das ich zur Hand nahm, habe ich intensiver, weil weniger abgelenkt verinnerlicht, so wie den Film, den ich geschaut habe. Und das ging nicht nur mir allein so.
Ich möchte nicht missverstanden werden. Ich will hier nichts schönreden. Ich bin von der Situation auch genervt. Und die Folgen sind für sehr viele Menschen hart. Aber ich lerne von Petrus, dass Christsein ein Sein von Ostern her ist. Ein Sein, das von der Zukunft her auf das Jetzt schaut. So zu sein, macht einen Menschen fest. Krisenfest. In Zeiten, wo es streng ist, weiss man, dass das, was einen bedrückt, nicht das Letzte ist, sondern das Vorletzte. Es ist nicht das Bleibende, sondern das Vorübergehende.
Christ sein, von Ostern her sein, macht einen Menschen froh. Lebensfroh. Weil man dankbar für alle guten Dinge ist, so klein sie auch sein mögen, sie sind da und ich bemerke sie und sie machen mein Leben reich.
Wer von Ostern her lebt, erkennt: Nichts ist wertlos, weil es ja doch nicht Dauer ist, sondern vergänglich. Nichts ist wertlos. Einfach deshalb, weil es einen reifen lässt und führt. Weil es einen weiterführt durch Höhen und Tiefen hin zum Ziel: der Rettung für alle Ewigkeit. Davon schreibt Petrus. Er schreibt darüber positiv und gelassen, weil er weiss, dass Gott uns in allem Guten und durch alles Harte hindurch bewahrt, bis wir am Ziel sind. Weil die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft seines Geistes mit uns ist. Amen.
Gebet
Herr, guter Gott und lieber himmlischer Vater,
wir falten unsere Hände und nehmen in unser Gebet
uns und die Menschen, die uns nahe sind.
Wir bringen vor dich, was uns bewegt,
wenn wir an uns und unsere Lieben denken,
und wir vertrauen alles dir an.
Bewahre uns und alle Welt durch deine Kraft, Gott,
durch die Kraft deiner Zuwendung und Gnade.
Leite unser aller Wege hin zu deinem Ziel.
Ebne die Wege, die vor uns liegen,
denn sie enthalten viele Ungewissheiten für uns.
Wir vertrauen unsere Zukunft dir an.
Segne die Schritte, die wir daraufhin unternehmen.
Wir falten unsere Hände als ein Zeichen,
dass wir uns festhalten bei dir, Gott.
Denn im Beten, im Verbundensein mit dir, Gott,
konzentrieren uns auf die Mitte unseres Lebens
und es geht ein Licht auf in unseren Schatten,
wir spüren den Hauch deines liebevollen Geistes,
der uns Kraft schenkt zum Tragen unserer Lasten,
und Mut gibt für die nächsten Schritte.
Guter Gott, sei bei uns und lass uns bei dir bleiben.
Amen.